Storys
Egon - wie alles begann ...
(aus Turf-Times Ausgabe 66 v. 12.06.2009)
Das Ansinnen, das Dr. Till Grewe an den Vollblutagenten Rüdiger Alles im Vorfeld der Jährlingsauktion 2007 in Baden-Baden stellte, war nicht eben bescheiden. Er sagte nicht, "ich möchte einen Jährling erwerben", nein, er war präziser: "Ich möchte einen Derbysieger kaufen.“ Prinzipiell war er mit diesem hehren Wunsch durchaus am richtigen Platz, denn schließlich ist bei der BBAG schon so mancher spätere Derbysieger durch den Ring gegangen. Ob allerdings auch der damals getätigte Kauf in Hamburg eine Chance hat, ob er überhaupt mitläuft, das wird sich am Sonntag entscheiden, beim Oppenheim Union-Rennen.
Erworben wurde vor knapp zwei Jahren ein damals noch namenloser Groom Dancer -Hengst aus der Zucht von Albert Steigenberger , die Mutter heißt Ernanda. Grewe: "Wir suchten einen einprägsamen Namen, der zudem zum nahen Verwandten Egerton passte, der ja auch von Groom Dancer stammt. Und kamen auf Egon." Nicht wissend, dass der schon vor langer Zeit verstorbene Vater von Albert Steigenberger diesen Vornamen trug.
"Wir", das waren und sind Grewe und ein knappes halbes Dutzend Freunde, die für Egon den Decknamen Stall Domstadt ("Ich bin Kölner aus Überzeugung") eintrugen. "Wir sind jahrelang nach Hamburg zum Derby gefahren", berichtet er über seinen Zugang zum Turf, "haben uns mit dort lebenden Freunden getroffen, haben am Abend vorher immer stundenlang über mögliche Dreier- und Viererwetten diskutiert. Und irgendwann kamen wir auf die Idee, dass wir auch einmal dort ein Pferd laufen haben wollten."
Einen zufälligen Kontakt gab es über Carmen Alles, Ehefrau von TV-Reporter und Auktionator Rene Alles, die weitere Verbindung zum Vater war schnell geknüpft, einen ersten Besuch bei der BBAG gab es 2006, ein Jahr später wurde zugeschlagen. Till Grewe, 32, Unternehmensberater und Dozent ("mit zwei, drei Lehraufträgen"), fühlte sich stets ein wenig als Autodidakt in Sachen Rennsport. "Man wird insgesamt zu wenig informiert", sagt er, "nicht nur als Besucher, auch als möglicher neuer Besitzer. Ich bin überzeugt,bdass auf der Rennbahn einige herumlaufen, die es selbst einmal als Besitzer versuchen wollen. Sie wissen nur nicht, wie es geht, kennen die Zusammenhänge nicht."
Grewe hat derweil sogar eine eigene Website eingerichtet (www.stall-domstadt.de), sogar teilweise in Englisch und natürlich mit einem eigenen Egon-Tagebuch! Selbstverständlich wird die Seite ständig aktualisiert und es wird auch auf alle Fragen, selbst wenn sie nicht ganz ernst gemeint sind, eine Antwort gegeben. „Egon ist schon so etwas wie ein Kultpferd“, sagt Grewe, "er ist im Bekannten- und Verwandtenkreis in aller Munde. Der Spaßfaktor bei ihm ist schon sehr hoch. "Hoffentlich auch noch nach der Union. "Wenn er sich sportlich qualifiziert, dann laufen wir auch in Hamburg“, sagt Grewe.
Sein Portfolio im Galopprennsport hat er letztes Jahr mit zwei Jährlingen erweitert. In Keeneland erwarb Rüdiger Alles letztes Jahr eine El Corredor-Stute, die Ronja getauft wurde und unter dem Namen Domstadt Partner 2008 wird eine preiswert bei Tattersalls gekaufte Hawk Wing-Stute namens Orcania laufen. "Domstadt Partner" ist eine neue Beteiligungskonstruktion, die acht Mitbesitzer umfasst, dieses Jahr neu aufgelegt werden soll. Nur: So einen kultigen Namen wie Egon haben sie nicht. Dafür kann Orcania 2010 den Preis der Diana gewinnen – die Nennung wurde am Dienstag abgegeben.