Storys
Aus der Stallparade 2014
Quelle: www.Rennstall-Woehler.de
Entweder wollte er Opernsänger werden oder er hört sich einfach nur gerne – Gestüt Ravensbergs Waldspecht, was für ein Schreihals! Auch heute ist oft noch zu befürchten, dass er irgendwann mal jemand das Trommelfell platzen lässt.
Schon seit vielen Jahren werden auf Ravensberg keine Abfohlungen mehr vorgenommen aber als Wurftaube früh ihre Frucht von Desert Prince verlor, entschloss man sich, sie nochmals decken zu lassen auch wenn dadurch das Geburtsdatum außerhalb der üblichen Zeit liegen würde. Da dieses Fohlen entwicklungsmäßig wahrscheinlich nur schwer in die Herde eines großen Gestütes zu integrieren gewesen wäre, entschied man sich für eine „Hausgeburt“.
Auf so ein Ereignis allerdings gar nicht mehr eingerichtet, verbrachte unsere Fohlenmutter Helga Habenstein die letzten Nächte bis zur Geburt vor der Box auf einer Gartenliege, unseren Tierarzt Dr. Mathea immer stand by.
Neun Tage bevor seinem Dubawi-Bruder Waldpark der große Triumph im Deutschen Derby gelang, erblickte der kleine Specht dann als echtes Ravensberger Gewächs auf heimatlicher Scholle das Licht der Welt. Das war für uns alle schon eine echte Sensation und dass der junge Mann von Anfang an eine Sonderstellung einnahm, ließ sich natürlich nicht vermeiden. Und dass er was Besonderes ist, bekam der Hengst früh spitz und tanzt seither allen auf der Nase rum.
2011 sah es bei uns mit Nachwuchs dünn aus und außer Waldspecht gab es nur noch unsere eigene Lilly La Blue aber irgendwann mussten die beiden ja getrennt werden und man brauchte einen Spielgefährten. So kam Karlchen nach Ravensberg, ein junger Hengst, den Karl Jörg abzugeben hatte. Es war Liebe auf den ersten Blick und bis Waldspecht im März letzten Jahres eingeritten wurde, lebten die beiden wie siamesische Zwillinge.
Abgesehen davon, dass der Specht immer noch sehr verwöhnt ist und einem das Ohr abschreit, ist er ein toller Typ geworden.
Die Nennung im Deutschen Derby aufrecht zu erhalten, scheint unter den gegeben Umständen recht wagemutig aber der Hengst macht wahre Sprünge in seiner Entwicklung. Die Zeit wird natürlich verdammt knapp aber er hat so viel Vermögen, dass man ihm diese Option einfach offen halten muss.
Von Johann Henrich Delius, Gestüt Ravensberg, 26.06.2011:
Es dürfte wohl eines der am spätesten geborenen Volllutfohlen des Jahres 2011 sein: am 25. Juni bekam die Ravensberger Stute Wurftaube einen Fuchs-Hengst von Desert Prince, somit einen Bruder des diesjährigen Derbystarters (der 9 Tage später der Derbysieger war, Anm. Red. Turf-Times) Waldpark.
Natürlich ist ein derartig spätes Geburtsdatum nicht unbedingt gewollt,in diesem Fall ist man in Ravensberg jedoch besonders froh über den Nachwuchs, was aus der Vorgeschichte deutlich wird: 2008 wurde Waldpark im Gestüt Isarland geboren, wo Wurftaube von Desert Prince gedeckt und tragend wurde.
Leider kam das Fohlen 2009 tot zur Welt, mit der Folge, dass Wurftaube 2009 nicht erneut gedeckt wurde.
2010 wurde Wurftaube erneut in Isarland von Desert Prince gedeckt und wurde auch relativ früh tragend. Mitte Juli verlor sie jedoch die Frucht , so dass zu entscheiden war, sie entweder ein weiteres Jahr ohne Fohlen zu lassen oder noch einen "letzten Versuch", zeitlich schon deutlich außerhalb der üblichen Decksaison, zu machen. Da die Sorge bestand, dass Wurftaube nach einem weiteren Jahr ohne Fohlen möglicherweise in den Folgejahren noch schwieriger erneut tragend zu bekommen wäre, entschloss man sich zu letzterem. Und der Versuch gelang, so dass Wurftaube in diesem Jahr das einzige Ravenberger Fohlen zur Welt brachte - korrekt, quicklebendig und putzmunter.
Natürlich wird die jetzt 18-jährige Wurftaube, die die Geburt bestens weggesteckt hat, 2011 nicht gedeckt, ihre Schwestern Wurfscheibe (tragend von Halling) und Wurfkette (tragend von Linngari) werden 2012 für Nachwuchs in Ravenberg sorgen.