Historie
Ein genaues Gründungsdatum existiert für das Gestüt Ravensberg nicht. Um die Jahrhundertwende hatte Paul Niemöller aus Gütersloh ein rund fünf Kilometer von dort gelegenes Gelände auf dem „Ohlen Brooke“ erworben: 120 Morgen mit hohen Kiefern bestandenes, mooriges Heidegelände. Nach Rodung des Waldes und Kultivierung des Bodens legte er Dauerweiden an. Drei Holzställe mit je zwanzig Boxen bildeten den Grundstock des Gestüts. Im Jahre 1907 fing der passionierte Pferdemann mit einer kleinen Mutterstutenherde im Ohlbrock an und tauchte erstmals im Allgemeinen Deutschen Gestütbuch auf.
Nach 1918 musste die Zucht in Ravensberg neu aufgebaut werden. Das Gelände war planiert und durch Aufschütten humosen Bodens verbessert worden. Der Oelbach wurde begradigt, seine Ufer abgeschrägt. Es entwickelte sich eine rege Bautätigkeit. 1921 wurde ein Wohnhaus errichtet, 1923 der Fohlenstall, wenig später ein 60 Meter langer Mutterstutenstall mit 25 Boxen.
1926 entstand der quadratische Hengststall mit 19 Boxen, die Sattelkammer und ein 250 Quadratmeter großer Innenraum mit Sandboden, auf dem die Pferde auch bei schlechtem Wetter bewegt werden konnten. Einen Sprung machte die Anlage 1934 mit der neuen Trainingsbahn. 2.000 Meter lang, mit einer Grasbahn von zwölf Metern und einer Sandbahn von drei Metern Breite umgibt sie die mit Holzbohlen eingefassten Weideflächen.
1954 wurde zusätzlich eine Reithalle gebaut, wodurch der Gebäudekomplex eine Hufeisenform erhalten hat, die bis heute erhalten geblieben ist.
1946 starb der Ravensberger Gestütsherr, den Ankauf der besten Stute in der Geschichte der Zuchtstätte tätigte mit seinem Enkel Reinhard Delius bereits sein Nachfolger. Am 23. Februar 1949 betrat Waldrun erstmals Ravensberger Boden, auf den Tag genau zehn Jahre später ging sie ein. Neun Fohlen brachte sie in dieser Zeit, begründete damit eine der erfolgreichsten Linie der deutschen Vollblutzucht. Drei Derbys, 1958 Wilderer, 1965 Waidwerk und 45 Jahre später beim IDEE 142. Deutschen Derby Waldpark, viele Klassiker und Grand Prix-Rennen haben ihre Kinder und Kindeskinder gewonnen, zudem gab es drei individuelle „Galopper des Jahres“.
Neben den Eigentümern war Johannes Kuhr maßgeblich am Aufbau des Gestüts beteiligt. 1920 gekommen, arbeitete sich Kuhr bis zum Trainer und Gestütsleiter hoch.
Nach seinem Tode 1968 trat Heinz Gummelt das Erbe an, der 1943 als erster Jockey-Lehrling auf dem Gestüt Ravensberg begann und bis 1994 Leiter und Trainer war. Nach Gummelts Tod wurde der gestütseigene Trainingsbetrieb eingestellt. Reinhard Delius betreibt seitdem nur noch eine kleine Mutterstutenherde und einen kleinen Rennstall, wobei Pferde wie Wurftaube, Wurfscheibe, Wiesenpfad und Waldvogel und der Derbysieger Waldpark die traditionelle Ravensberger „W“-Linie auch im neuen Jahrtausend noch hochaktuell halten.
Mittlerweile ist der Sohn Johann Henrich Delius verantwortlich für das Gestüt Ravensberg, ist damit nach seinem Urgroßvater Paul Niemöller und seinem Vater Reinhard Delius erst der dritte Besitzer in einer über 100-jährigen Geschichte.
Im Dezember verpachtete Reinhard Delius das Gestüt an die Trainingszentrum Ravensberg GmbH unter Leitung von Trainer Peter Rau. Seit 2004 ist Andreas Wöhler der Pächter auf Ravensberg, wo mit Johann Henrich Delius neben seinem Vater Reinhard die vierte Generation auf Besitzerseite installiert ist. „Es macht viel Spaß, hier zu arbeiten. Der Name Ravensberg hat Tradition“, sagt Wöhler.
Die Trainingszentrale Wöhler hat umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt, u.a. die Erweiterung der Grasbahn sowie der Bau eines 250m-Trabrings. Damit bietet Ravensberg optimale Trainingsmöglichkeiten – und hat trotzdem nicht an geschichtsträchtigem Charme verloren.
Frauke Delius, Mai 2009, update 07.07.2011
(Quelle www.rennstall-woehler.de)