Lacento ...
... hat es leider nicht geschafft und musste gestern eingeschläfert werden. Man ließ nichts unversucht aber auch nach knapp drei Monaten wollte der komplizierte Bruch einfach nicht richtig heilen. Lacento war all die Zeit ein unglaublich geduldiger Patient, der jede Prozedur bereitwillig mitmachte, jeden mit einem freundlichen Brummeln begrüßte und aufmerksam am Klinikalltag teilnahm. Natürlich gab es auch Tage, an denen er grantig war aber seine gute Laune überwog und nahm damit alle für sich ein. Lacento war schon aufgrund der vielen Schwierigkeiten in seinen jungen Jahren immer ein besonderes Pferd für uns und für den Trainer war es auch immer sehr wichtig, diesem so eigenwilligen Vogel stets gerecht zu werden. In der täglichen Arbeit konnte er eine echte Herausforderung sein und nur von seinem Kumpel Rastislav Juracek ließ er sich mit durchhängenden Zügel um die Bahn reiten. Im Rennen war es nicht der Jockey, der den Ton vorgab, auch da hatte Lacento das Wort und eine Order gab es schon lange nicht mehr, es hieß stets nur:“Laß' ihn einfach machen, was er will.“
Als er am 11. September in Düsseldorf verunglückte und eine Spiralfraktur diagnostiziert wurde, wusste man natürlich, selbst wenn die Operation erfolgreich verläuft, können eine Kolik, Anzeichen von Hufrehe oder sonstige Komplikationen dem Ganzen ganz schnell ein Ende bereiten. Aber glauben will man es nicht und die Hoffnung, dass irgendwann ein geheiltes Pferd in Ravensberg vom Transporter steigt, war in Lacento's Fall immer größer als die Angst, dass er es nicht schaffen könnte. Auch schon allein deshalb weil er mental so gefestigt war und sich nie hängen ließ.
Noch letzten Sonntag war er in ausgesprochen guter Stimmung aber er stand auch unter Medikation, was das Bild natürlich etwas verfälscht. In den letzten Tagen baute er stark ab und gestern war dann einfach kein Licht mehr am Ende des Tunnels zu sehen. Die Zeit in der Klinik war lang aber Lacento bekam viel Unterstützung und wir möchten uns dafür bei einigen Menschen sehr herzlich bedanken – Anneke Ketzer, Annie genannt, nutzte jeden Tag, an dem sie Dienst hatte um ihn zu besuchen. Sie sorgte für genügend Zuneigung, Unterhaltung, peppte seinen mageren Speiseplan auf und bastelte gegen die Langeweile auch schon mal Karotten-Ketten. Julie Hofer kam regelmäßig aus Köln, verhalf ihm mit gekonnten Griffen zu entspannen und verwöhnte ihn mit Massagen. Dann natürlich auch bei der gesamten Mannschaft der Tierklinik Leichlingen und allen voran bei seinem Chirurgen und behandelnden Arzt Dr. Guido von Plato, der uns mit seiner Empathie für seinen Patienten sehr beeindruckt hat und sich nichts mehr gewünscht hätte als dass die Geschichte ein glückliches Ende findet.
Lacento war gestern nicht allein, er wurde mit Annie, Julie, Monika, Claudia und seiner Besitzerin von Menschen begleitet, die ihn mehr als nur gern hatten und in den letzten Wochen den ein oder anderen Kilometer auf der Autobahn unterwegs waren um für ihn da zu sein.
Es wäre jetzt scheinheilig zu sagen, die Zeit mit Lacento war immer schön, das war sie nicht aber er hat uns immer viel gegeben, auf diese oder jene Art. Sein ausgeprägter Charakter hatte viele Facetten und obwohl so liebenswürdig und charmant, konnte er auch ein kleiner Teufel sein aber wenn man jemanden liebt, liebt man nicht nur das und das andere nicht, man liebt das Wesen und das haben wir. Gute Reise, Lacento!