Nachschau Baden-Baden, Bremen und Mailand 21. Oktober 2012
Dass der ein oder andere Starter am Wochenende eine gute Vorstellung geben wird, haben wir natürlich schon gehofft aber dass es gleich so rumpelt, war nicht abzusehen. Auf jeden Fall ein Sonntag, der uns noch länger im Gedächtnis bleiben wird.
Mit Neon Light in 2009 und Monami im letzten Jahr, ist Swordhalf, gezogen und in Besitz von Gestüt Wittekindshof, nun schon die dritte Winterkönigin auf Ravensberg, die diesen Titel mit ins neue Jahr nehmen darf.
Abgerundet wurde das Ergebnis mit dem Ehrenplatz von Gestüt Brümmerhofs Shamardal-Tochter Akua‘da, die damit auch als Erstling gleich den Zuchtwert ihrer Mutter Akua‘ba bekräftigte. Es war natürlich schon ein Sprung aber nachdem die Stute nach ihrem Sieg einen unverändert guten Eindruck machte und auch die letzte Arbeit entsprechend ausfiel, wollte man es einfach probieren und es hat sich gelohnt. Jozef Bojko hatte im Einlauf allerdings einiges zu tun da die Stute noch unreif agierte und im Endkampf seine ganze Unterstützung brauchte. Mit etwas mehr Routine hätte sie Swordhalf wahrscheinlich schon noch etwas mehr auf den Zahn gefühlt.
Da Stalljockey Eduardo Pedroza in Mailand weilte, wurde für Swordhalf noch ein Reiter gesucht und mit Andrasch Starke wurde genau der Richtige gefunden. Nicht, weil er mit der Stute dann auch tatsächlich gewinnen konnte sondern weil dieser Ritt für ihn ganz offensichtlich eine Herzensangelegenheit war. Es verbindet ihn viel mit Hans-Hugo Miebach und die Freude darüber, dass er für Gestüt Wittekindshof dieses traditionsreiche Rennen gewinnen konnte, war Andrasch im Interview deutlich anzumerken und hat einen schon gerührt.
Swordhalf, eine Haafhd-Tochter aus der Sword Roche, hat jetzt nicht unbedingt die Abstammung, die einen niederknien lässt, ist aber eine dieser Spezialpaarungen, die in dieser Form nur Gestütsmeister Karl Jörg gelingen. Er hatte auch schon früh ein Auge auf die Stute, von der er sagt, sie wäre schon als Fohlen immer die Schnellste auf der Koppel gewesen. Aber sie ist nicht nur schnell, sie hat auch alle anderen Qualitäten, die so eine richtige Rennziege braucht und über den Winter wird sie bestimmt auch noch etwas wachsen. Auf ihre Karriere sind wir sehr gespannt.
Die guten Chancen im Hubertus-Liebrecht-Gedächtnispreis lagen eindeutig bei Andolini da der Karlshofer Seismos eine lange Pause zu überbrücken hatte und in diesem Rennen gleich auf ordentliche Konkurrenz traf. Seismos ist ja zu Hause definitiv kein Ritt, mit dem man jemand Freude macht aber mit karibischer Leichtigkeit reitet ihn Jose Silverio seit er zweijährig in den Stall kam, die beiden wurden mit der Zeit echte Kumpels und Jose war auch der, der felsenfest davon überzeugt war, dass der Wallach gewinnen würde. Bei dieser Quote kann man nur hoffen, er hat ihn auch gespielt.
Jozef Bojko neigt nicht gerade zu Überschwänglichkeit aber im Führring schwärmte er direkt, wie gut Andolini drauf wäre und sein Besitzer Thomas Gehrig war bestimmt schon ziemlich hoffnungsfroh aber das Ergebnis war ernüchternd. Der Hengst krabbelte mehr oder weniger einmal um die Bahn und Jozef meinte, der Boden wäre schon viel zu weich für den Hengst gewesen und er konnte gar nicht zu seiner Aktion finden.
Mona Alaya, die zweite Starterin an diesem Tag, die aus einer längeren Pause kam, schlug sich in Bremen wacker. Der Favorit Energia Colonial war mit den zuvor gezeigten Formen schwer zu schlagen und so war der zweite Platz auch das bestmögliche Ergebnis, das die Stute erzielen konnte. Das Laufen geht in Ordnung so.
Für den Trainer, der die Pferde in Mailand betreute, hieß es nach den zwei Gruppe-Siegen in Baden-Baden natürlich nachlegen, wollte er nicht in Gefahr laufen, dass man ihn zukünftig öfter zu Hause lässt.
Für Sepp Hellmich von Stall Route 66 wird dieser Renntag allerdings in unangenehmer Erinnerung bleiben, wurde er doch in San Siro am angrenzenden Parkplatz des Fussballstadions vor den Augen der Polizei überfallen und zur Herausgabe seines Geldes erpresst. Dass sein Wallach King's Hall danach, nicht weit geschlagen, als Vierter ein gutes Rennen lief, geriet dadurch zur Nebensache.
Sehr gespannt war man auf das Auftreten von Dr. Christoph Berglars Novellist im Gran Premio del Jockey Club.
Der Hengst kann ja schnell quengelig werden aber als er gestern vollkommen gelassen und sehr entspannt zum Satteln erschien, hatte man schon das Gefühl, das könnte was werden. Und so war es dann auch. Eduardo Pedroza ließ Charly, der im Rennen gleich immer alles will, im Hintertreffen erstmal zur Ruhe kommen, kam fast als vorletztes Pferd um den Bogen, suchte sich im Einlauf die passende Spur und zog an seinen Gegnern vorbei. Mit zunehmender Distanz machte er sich dann auch nochmal richtig frei und kam 4,5 Längen vor dem Godolphin-Hengst Retrieve ins Ziel.
Das sah richtig gut aus und sorgte für ordentlich Erleichterung bei allen Beteiligten. Wie es diese Saison mit Charly weitergeht, muss man jetzt einfach mal schauen.
Der letzte Starter an diesem Mailänder Sonntag war Govinda, der sein Engagement mit einem dritten Platz beendete. Der Wallach mischte immer vorne mit aber zum Schluss war er auf der doch sehr weichen Bahn nicht zwingend genug um das Ruder noch rumzureissen.