21. September 2020 - 17:58
Im Vorbeigehen konnte man gestern in Hannover einen der Sponsoren im Gespräch sagen hören:“Was ist das hier für eine schöne Stimmung!“ - um wieviel schöner wäre sie bei diesem sensationellen Wetter und dem tollen Programm unter normalen Umständen gewesen! Wir wissen natürlich, dass Rumheulen die Dinge nicht ändern wird aber uns fällt jetzt keine Sportart ein, die auf einem so weitläufigem Raum stattfindet und die Abstandsregeln so leicht eingehalten werden könnten. Wer die Aktiven und die vorhandenen Zuschauer beobachtet, sieht, dass das ausgegebene Hygiene-Konzept auch umgesetzt wird. Warum alle über einen Kamm scheren? Man könnte ja zum Beispiel auch sagen, o.k., die machen es, also dürfen sie auch mehr als andere, die es nicht machen. Und jetzt zur Nachschau.
Der Wettmarkt für Schweden sah Zerostress an zweiter Stelle und so sollte es dann auch sein. Es hätte allerdings auch besser laufen können aber erst sprang der Hengst schleppend ab und die Gerade wackelte er so rauf, dass es sogar noch zu einer Überprüfung kam und Eddie Pedroza mit einem Lizenzentzug von vier Tagen bestraft wurde.
Einmal ging Power Up, einmal ging er nicht, wirkte insgesamt sehr grün und plätscherte dann so auf den fünften Platz. Jetzt gilt es bei nächsten Start weitere Routine zu sammeln.
Gleiches gilt für Agnelli. Der Hengst hatte unterwegs eine schöne Position und im Einlauf sah es kurz aus als könnte Jozef Bojko der Vorstoß gelingen aber Agnelli bekam plötzlich tausend Beine, die in alle Richtungen gingen, nur nicht nach vorne. Aber der Hengst dürfte bei diesem Start viel gelernt haben.
Toll gelaufen ist Snag It. Wie ein Löwe kämpfte der Schimmel und hatte in diesem spannenden Endkampf mit Anselm immer wieder mal die Nase vorne aber am Ende musste er sich dann leider doch mit einer 3/4Länge geschlagen geben. Nichtsdestotrotz hat uns diese Vorstellung sehr gut gefallen.
Es gibt so Pferde, da ist man auch dann noch überzeugt, dass sie mehr Klasse als andere haben selbst wenn sie nicht beim ersten oder zweiten Start gleich die Welt einreißen und zu denen gehört definitiv Danelo. Als die Frau des Trainers, nicht immer geduldig, mal Zweifel anmeldete, hieß es nur, schön die Füße still halten, das kommt schon noch. Und so wie der Ittlinger gestern gewann, gewinnen eben gute Pferde. Einmal das Zepter in der Hand, ließ Bauyrzhan Murzabayev auch nichts mehr anbrennen und mit welcher Vehemenz und Dynamik Danelo dann regelrecht ins Ziel hechtete, sah so toll aus, dass man sich dieses Video bestimmt noch öfters anschaut. Seinem Züchter und Besitzer Manfred Ostermann dürfte dieser Nachmittag eh noch lange in Erinnerung bleiben – in 30 Minuten auf zwei Rennplätzen drei Zweijährigenrennen zu gewinnen, passiert einem nicht jeden Tag.
Aber nicht nur Danelo konnte begeistern, auch der Debütant Scipio lieferte als Zweiter eine tolle Leistung ab. Wie er sich im Rennen gibt, konnten wir gar nicht genau einschätzen weil er halt noch so ein Filou ist aber seine Reiterin Sibylle Vogt meinte, der Hengst hätte sich unterwegs schon sehr abgebrüht gezeigt und sich von nichts irritieren lassen. Wenn Scipio das Rennen gut weggsteckt, sehen wir ihn in Baden-Baden im Auktionsrennen wieder.
Zumindest eine Blacktype-Platzierung sollte für Royal Nation erreicht werden aber nach dem gestrigen Laufen muss man leider sagen, Mission impossible. Erfahrungsgemäß kommen in den letzten Listenrennen der Saison ja auch vermehrt ausländische Stuten um das gleiche Ziel zu erreichen werden und so werden die Rennen eher schwerer als leichter. Royal Nation wird nun in den nächsten Tagen die Heimreise antreten.
Im nächsten Listenrennen für die Stuten lief es auch nicht besonders. Candy Crush ließ sich trotz größter Anstrengung nicht dirigieren und lief vom Bogen in die Gerade rein fast bis auf die Rails auf. So schnell wie sie zum Schluss wurde, hätte sie auch ohne Weiteres Zweite werden können. Russian Souffle spürte die Pause aber nichtsdestotrotz hätte es mit ein wenig Unterstützung ihres Reiters kein letzter Platz werden müssen. Schon halbe Gerade die Hände hinsetzen kann Besitzer sehr verärgern.
Mit dem zweiten Platz von Praetorius sind wir sehr zufrieden. Der Sieger trug nicht nur 2 Kilo weniger, er hatte auch Konditionsvorteil und Praetorius natürlich weitere Wege aber so ein Rennen war an diesem Wochenende nicht im Angebot.
Jennifer Knorrenschild schickte am Samstag Fotos, die einen sehr geknickten Dantes zeigten. Der Wallach war übersät von Mückenstichen und wirkte sehr genervt. Das allein war natürlich nicht der Grund dafür, dass er lief wie er lief – die Gegner waren einfach besser.