19. September 2016 - 16:54
Manch einer der Teilnehmer hätte sich im Führring hinter Nerud verstecken können, ohne dass er entdeckt worden wäre - er ist schon ein echtes Kaliber und was wird er erst für eines sein, wenn er seinen Rahmen mal richtig ausfüllt. Nicht ganz unerwartet musste sich Eddie Pedroza unterwegs bemerkbar machen da der mit reichlich Phlegma ausgestatte Hengst wahrscheinlich vollkommen abgeschaltet hätte und er kam dann auch noch richtig auf Touren aber leider erst hinterm Zielpfosten. Zu diesem Zeitpunkt wäre er wohl ohne große Mühe auch noch eine zweite Runde gegangen, hätte man ihn nicht aufgehalten. Nerud ist bestimmt keiner dieser typischen Zweijährigen und so kann das Ergebnis auch nicht enttäuschen aber das Rennen hat er jetzt einfach gebraucht um weiter zu kommen.
Könnte sie, würde uns Winterjagd wahrscheinlich den berühmten Finger zeigen - erst haben wir ihr nicht zugetraut, dass sie gleich beim Debüt gewinnt und dann waren wir mit unserer Einschätzung, was ihren ersten Start im Handicap betrifft, auch ziemlich zögerlich. Aber sie hat uns eines Besseren belehrt und auch diese Hürde mit Bravour genommen. Eddie meint, die Stute wirkt unterwegs sehr abgebrüht und gibt einem das Gefühl, sie schüttelt alles einfach nur so aus dem Ärmel. Familie Delius musste ja viel Geduld mit Winterjagd aufbringen bis sie endlich soweit war, ihre Karriere als Rennpferd anzugehen aber wenn sie so weitermacht, hat es sich auf jeden Fall gelohnt.
Auf halber Gerade sah es im Großer Preis von DSW21 - 132. Deutsches St.Leger für einen kurzen Moment so aus, als könnten sich Tellina und Rock of Romance vielleicht um den Sieg streiten aber dieser Moment war leider auch ganz schnell wieder vorbei. Gelaufen sind die beiden trotzdem gut. Marc Lerner meinte, der schöne Rocky könne halt nur einen Strich galoppieren und am Ende nicht groß beschleunigen, wäre aber ein sehr ehrliches Pferd und letztendlich war es einfach nicht sein Boden. Auch wenn Tellina alles versuchte, gegen die Siegerin Near England mit 6kg weniger, hatte er keine Chance und wird auch die Pause seit März gespürt haben. Am Freitag sprach der Trainer noch mit Ryan Moore, der den Wallach die letzten zwei Rennen in Dubai geritten hatte und der meinte, Tellina würde es nicht mögen wenn man ihn unterwegs puscht, Eddie solle ihn besser ganz in Ruhe und sein eigenes Ding machen lassen. Diese Einschätzung konnte Eddie nach dem Rennen nur bestätigen. Schade, dass es für Tellina diese Saison nicht mehr so viele Möglichkeiten geben wird.
Eine deutliche Steigerung zu ihrem Debüt zeigte Windjammer und lief ein tolles Rennen. Jozef Bojko und die Stute schenkten sich die Gerade runter nichts und sahen aus wie die sicheren Sieger, mussten sich dann aber doch noch mit Kampf/Kopf auf der Linie von Frangipani niederringen lassen. So knapp verliert man immer ungern.
Bei Wiesenlerche hieß die Order auf Warten zu reiten aber wie sich zeigte, ging die Stute am Ende des Feldes keinen Meter und musste ordentlich geschoben werden. Im Einlauf nahm sie Jozef ganz nach außen aber weder da, noch woanders kam er so richtig weiter und letztendlich sah es aus als würden die beiden Slalom durchs Feld fahren. Da blieben am Ende natürlich ein paar Meter auf der Strecke und das Ergebnis hätte durchaus ein anderes sein können.
"Die beste Deutsche im Feld" - ein schöner Titel aber eben auch keiner, für den man sich was kaufen kann. Das Listenrennen der Stuten war fest in ausländischer Hand und auch wenn Redenca erneut ein starkes Rennen lief, würde es wahrscheinlich schwer werden, diese Saison noch einen Sieg in der besseren Kategorie zu verwirklichen. So beendet diese sympathische Stute ihre Rennkarriere und wird morgen in ihre alte Heimat Gestüt Fährhof übersiedeln.
Fair Mountain zeigte mit dem zweiten Platz in Mailand eine durchaus ansprechende Leistung und unterstrich damit nicht nur seine gute Form von Düsseldorf sondern auch seinen wiedererwachten Kampfgeist. Es sah nämlich schon danach aus als würde der Hengst überrannt und nur Vierter werden aber das wollte er ganz offensichtlich nicht hinnehmen und schmiss sich nochmal richtig rein. Dachte man, Fair Mountain und seine Betreuer hätten einen langen Heimweg, wusste man noch nicht, dass sowohl des Trainers Abendmaschine, wie auch die nächstmögliche am heutigen Montag annulliert wird. So ist das Pferd schon längst wieder in seiner heimischen Box während der Trainer immer noch im vom Föhn halb getrockneten T-Shirt durch die verwaiste Service-Landschaft von Air Berlin und EuroWings irrt um irgendwann mal wieder auf sein Auto in Düsseldorf zu treffen.