Nachschau Hannover, Longchamp, Rom und Toronto 27. Oktober 2013
Vielleicht nicht unbedingt geplant aber nachdem Cioccomimi gut absprang und gleich mit viel Eifer dabei war, wollte ihr Jozef Bojko nicht den Kopf abreissen und übernahm so mit der Stute die Führung. Das schien ihr auch richtig zu gefallen und man dachte schon, na, wenn das mal nicht die gesuchte Taktik ist aber das hatte man noch nicht mal zu Ende gedacht, als Mimi im Einlauf schon wieder auf dem Rückzug war. Sie lief zwar besser als zuletzt aber das Gelbe vom Ei war es nicht.
Richtig Freude kam dann aber im Großer Preis der Mehl-Mülhens- Stiftung auf als die in eigenen Farben laufende Meerjungfrau ihrer Konkurrenz wenig Chancen ließ und nun ungeschlagen in die Winterpause geht.
Schon Daniel Delius, „die Stimme aus dem Führring“ konnte sich über das Aussehen der Manduro-Tochter begeistern und der gute Eindruck sollte nicht täuschen - die Jungfrau hatte alles im Griff.
Im Einlauf sah es zwar zuerst nach einem Erfolg von Goiania aus aber als der Jozef ernst machte, stellte sich Meerjungfrau bereitwillig dem Kampf, wurde mit jedem Meter souveräner und konnte das Rennen mit Richterspruch „Si. 1/2“ für sich entscheiden.
Die für uns verantwortliche Dame im Steuerbüro, mit wenig bis gar keinem Kontakt zum Rennsport, verfolgt mittlerweile sehr interessiert das Geschehen aber die ein oder anderen Dinge haben sich ihr bisher noch nicht erschlossen - z.B. warum des Trainers eigene Pferde so selten Geld mit nach Hause bringen. Dass der Kauf der Görlsdorferin aber eventuell doch keine so schlechte Investition war, wird sie sehen wenn sie das nächste Mal die Direktoriums-Auszüge bucht. Schade nur, dass der in Kanada weilende Trainer auch bei diesem Sieg seiner Prinzessin nicht dabei war.
Mit einer üppigen Handicap-Marke bedacht, tut sich Empire Hurricane aktuell etwas schwer und konnte gestern wenig ausrichten.
Ebenso wenig konnten die beiden Fährhoferinnen Patuca und La Sabara Akzente setzen, für die es auf Listen-Ebene einfach zu schwer ist.
Sang- und klanglos ging Altano in Longchamp unter aber nicht weil er nicht gekonnt oder gewollt hätte - der Wallach wurde an beiden Beinen böse angaloppiert, die Wunden ziehen sich bis zu den Sprunggelenken. Er hatte noch Glück im Unglück da diese Geschichte auch schnell hätte anders ausgehen können.
Ganz erstaunlich lief es dagegen in Rom, wo Racing Manager Simon Stokes die Fährhoferin Path Wind bei ihrem schweren Gang im Premio Lydia Tesio begleitete. Mit ihren letzten Leistungen nicht unbedingt empfohlen, zeigte sie sich in dieser Prüfung als Zweite wie verwandelt. Cristian Demuro hatte unterwegs im Mittelfeld viel Platz und die Stute konnte vollkommen ungestört galoppieren. Im Einlauf packte sie dann mit viel Biss an, rückte der ungeschlagenen Charity Line gefährlich auf den Pelz und im Ziel trennte die beiden nur ein „Hals“. Red Lips, zuletzt nur knapp geschlagen Vierte im Prix de L‘Opera, wurde Dritte - also insgesamt Konkurrenz, die sich sehen lassen kann und ein würdiger Abschluss für Path Wind.
Keine Frage, der dritte Platz von Seismos in den Canadian International Stakes war erneut eine überzeugende Leistung und der Wallach ist ein echtes Phänomen aber noch mitreißender war der Ritt von Andrea Atzeni. Hat Seismos schon das Herz eines Löwen, sein Reiter hatte gestern in jenen Minuten mindestens das von drei. Etwas lahm abgesprungen, war es schon eine Kunst den Wallach auf eine der vorderen Plätze zu bugsieren aber ihn dann dort auch zu halten, war schon ein Kraftakt. Als Seismos dann vorm Schlussbogen auf dem Rückmarsch zu sein schien, musste Andrea Atzeni alle Reserven mobilisieren, die möglich waren - die des Pferdes und seine eigenen. Mit einem unglaublichen Willen und enormer Jockeyship brachte er den Karlshofer auf höchste Drehzahl und schnappte sich noch das dritte Platzgeld. Ein paar Meter weiter, hätte er den zweitplatzierten Hyper auch noch geköpft, der Sieg ging an Joshua Tree. Toll gelaufen, toll geritten!