Vorschau Hamburg und Saint-Cloud 02. Juli 2017
Ungläubig, entsetzt, entgeistert, mitunter aber auch belustigt - die ersten Wochen von Donald Trump's Präsidentschaft ließen beim Beobachter wahrscheinlich keine Emotionen aus aber irgendwann ging einem dieses ganze Theater samt täglicher Berichterstattung ordentlich auf den Senkel und nicht wenige empfanden es als ermüdend und mit normalen Menschenverstand einfach nicht mehr nachzuvollziehen. Ähnliches gilt auch für die unendliche Geschichte rund um das Derby 2016 und so für uns kein Thema in der Vorschau für das IDEE 148. DEUTSCHES DERBY. Aber bevor es soweit ist und dieses Mal alle aufmerksam dem Abklingeln der Waage lauschen werden, sehen wir erstmal noch Stall Torjägers Indian Eagle im Hapag-Lloyd-Rennen - BBAG Steher Auktionsrennen. Das Debüt des Adlerflug-Sohnes war nicht nur richtig gut, die Form wurde anschließend sogar auch noch auf Listenebene aufgewertet und wir denken, der Hengst sollte auf jeden Fall in die Platzierung laufen.
Ein Rennen später ist es dann wieder so, wie es jedes Jahr ist - es können noch so viele neue Rennen kreiert und internationale Ziele in Angriff genommen werden - das Derby verliert nichts an Anziehungskraft und ist immer noch, auf Augenhöhe mit dem Preis der Diana, das Rennen, das die meisten deutschen Züchter, Besitzer, Trainer und auch Reiter als "das Ziel" auserkoren haben. Mangelndes Stehvermögen, fehlendes Talent, Verletzungen usw. - es bleibt nicht aus, dass es in den Monaten vor dem Derby auch viele Enttäuschungen gibt aber die Passion treibt uns dann doch immer wieder an und alle Hoffnungen gelten dem nächsten Derby.
Drei der Protagonisten kommen aus Ravensberg und auch wenn wir das jetzt nicht zu 100% recherchiert haben, werden mit Warring States und Promise of Peace wohl das erste Mal zwei japanisch gezogene Pferde in einem deutschen Derby die Startboxen beziehen. Qatar Racing ist der Besitzer und wenn alles klappt wie geplant, wird Sheikh Fahad Al Thani auch selbst vor Ort sein. Eigentlich klärt der Trainer die Jockeyfrage immer schon gern frühzeitig aber dieses Jahr zog sich die Entscheidung dann doch etwas länger hin und auch wenn es immer gern als Hinweis verstanden wird, für welches Pferd sich der Stalljockey entscheidet - wir glauben Warring States und Langtang, in den Farben von Klaus Allofs und der Stiftung Gestüt Fährhof, geben sich nicht viel. Jeder, der lange genug beim Sport ist, weiß, wie tricky ein Rennverlauf speziell in dieser Prüfung sein kann aber wenn beide Hengste gut durch's Loch kommen, haben sie allererste Chancen vorne mitzumischen. Für Promise of Peace hängen die Trauben natürlich hoch aber auch er wird sein Bestes versuchen.
Die Spannung wird nach dem Derby aber definitiv nicht nachlassen. Gleich anschließend sehen wir im Preis der Deutschen Afrika-Linien / John T.Essberger Karpino, einst große Derby-Hoffnung, nach zwei Jahren Verletzungspause wieder am Start. Im Februar kam er aus England zurück und wir hatten den Eindruck, man war auf Longhole, Sheikh Fahad's Trainingszentrale nahe Newmarket, froh, als sie Karpino in den Transporter verladen hatten. Never change a winning team und so war es wieder Kevin Gately, dem der Hengst anvertraut wurde und obwohl recht sturmerprobt, war sich dieser in den ersten Wochen nicht sicher, ob er diesem Berserker jemals wieder Herr wird. So ein Temperament, so eine Kraft und Wucht, es war wirklich unglaublich, was Kevin da aussitzen musste. Aber nicht nur überschüssige Energie macht seinen Betreuern manchmal das Leben schwer, Karpino ist noch der gleiche Kindskopf, der gleiche Pausenclown, der er schon als junger Hengst war - erwachsen und vernünftiger werden ist vollkommen an ihm vorbei gegangen. Und er hat natürlich auch so seinen ganz eigenen Willen. Kevin meinte vor ein paar Tagen, dass er eigentlich nur auf Karpino sitzt um ihn zu zeigen, ob es heute links oder rechts rum geht, alles andere bestimmt der Hengst. Zwei- und dreijährig war es meist Incantator, mit dem er seine Runden drehte und nachdem dieser nach einer Operation am Gaumensegel ebenfalls das Programm eines Rekonvaleszenten durchlief, trafen die beiden wieder aufeinander und treten nicht nur im Training als Pärchen auf, sondern geben nun auch zusammen ihr Comeback (und seit gestern dürften sie jetzt sogar auch heiraten). Wo man letztendlich hinkommen könnte, spielt im Moment keine große Rolle - wir wünschen uns für beide Kandidaten einfach nur einen guten Neustart.
Sehr gespannt sind wir auf Stall Cevalier d'Ors Waldpfad im Rudolf August Oetker-Gedächtnisrennen - BBAG Meiler Auktionsrennen. Der Hengst hat sich seit seinem Sieg in Dortmund nicht verschlechtert und wenn er mit der weichen Bahn zurecht kommt, ist er ein Pferd für die Dreierwette.
Nur gute Leistungen kennt Rennstall Gestüt Hachtsees Empire of the Star und die knappe Kampfankunft zuletzt im Mehl-Mülhens-Rennen machte dann auch richtig Mumm auf seine weitere Karriere. Französisch gezogen, gerade dreijährig, kann ein Start im Heimatland sehr lukrativ sein und so wird der Hengst morgen im Prix de Saint-Patrick, einem Listenrennen für Hengste, aufgeboten. Empire hat nach jedem Start noch eine Schippe nachgelegt und wird sich in dieser Prüfung nicht lumpen lassen. Ein sehr interessantes Rennen.