Heinz Weil
Gründer des Gestüt Etzeans
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Das Interview mit Heinz Weil: „Zufall und Gnade Gottes zugleich“
(aus dem Magazin Horsepower Aug. 2010)
Von Klaus Göntzsche
Mit Heinz Weil (83) über Galopprennsport und vor allem über die Vollblutzucht zu sprechen, ist ein Fall für viele Tage. Um Heinz Weil ranken sich schier endlose, ungewöhnlichen Geschichten bis an die Grenze des Skurrilen. Mit Heinz Weil zu reden ist niemals langweilig. Klaus Göntzsche sprach mit Heinz Weil. Man kennt sich seit dem Jahre 1977 mit Etzean als „Kraut-und Rübengestüt.“
Klaus Göntzsche: Wenn sie 40 Jahre Gestütsgeschichte darauf reduzieren müssten: welche Entscheidung war die absolut Wichtigste?
Heinz Weil: Das kann man nicht nur auf eine Entscheidung beschränken, wirklich nicht. Es ist auch nicht übertrieben, wenn ich behaupte: es waren nicht wenige wichtige und auch richtige Entscheidungen. Der Ankauf von Dashing Blade war enorm wichtig. Dann war da war die Sache mit Nandino. Im Aral-Pokal 1983 ist er schlecht gelaufen, war nur Vierter und alle haben mir gesagt: “Mach Schluss, der ist über den Berg. Holt ihn sofort aus dem Rennstall.“ Ich war völlig anderer Meinung und habe entschieden: Jetzt übernehme ich das Management. Für mich war er nie ein Steher, sondern immer ein Meiler. Machen wir es kurz: ich habe ihn mit Wilfried Kujath nach Pisa geschickt. Dann hat er im Herbst zwei Europa-Gruppe-Rennen über 1400 m in Mailand und 1600 m in Rom gewonnen. Leider wurde er später kein sehr guter Deckhengst.
Mit Nandino ist aber auch das Deutschen Derby 1983 untrennbar verbunden. Ordos hat gewonnen, Nandino war sehr unglücklich geschlagen Zweiter. Für viele Experten hatte er gewonnen oder erwarteten zumindest die Disqualifikation von Ordos. Ärgert Sie das heute noch, nach immerhin 27 Jahren?
Heinz Weil: Es haben mir damals viele dazu geraten, Protest einzulegen. Ich bin sofort in die Jockeystube gestürmt und habe Bruce Raymond zur Rede gestellt: “Sind sie rennentscheidend behindert worden?“ Seine Antwort war für mich überraschend, ich war völlig platt: “Lassen Sie das mit dem Protest. Es war nichts.“ Ich hatte den Eindruck, der wollte schnell seinen Flieger erreichen und hatte deshalb keine Lust auf weitere Diskussionen. Für ihn war das vielleicht nicht ganz so wichtig wie für uns. Später hat mir Dr.Tasch gesagt, es sei wohl eine Fehlentscheidung gewesen, keinen Protest einzulegen. Ja, es ärgert mich noch heute.
Man kann in 40 Jahren nicht nur alles richtig machen. Gab es auch die größte Fehlentscheidung?
Heinz Weil (lacht): Man kann ja sagen: es war meine Trainerpolitik. Sie hat sicherlich für Verzögerungen beim Erfolg gesorgt und ist längst filmreif. Manchmal habe ich gedacht, ich könnte und sollte junge Trainer fördern und ihnen auch helfen, sich und unsere Pferde zu verbessern. Meistens ist das leider schiefgegangen. Es war aber auch nicht immer einfach mit mir. Mittlerweile hat sich das alles stabilisiert.
Trotz aller Erfolge fehlt Ihnen ein Sieg im Deutschen Derby. Das nicht so sehr weit entfernte Gestüt Karlshof ist deutlich jünger als Etzean und hat schon drei Derbysieger gestellt.
Heinz Weil: Bruno Faust hat mit der Stute Sacarina wirklich Glück gehabt. Ich gönne ihm das. Er hat ohnehin in vielen Sachen Recht behalten, die er gesagt hat. Unsere Begegnungen waren immer sehr unterhaltsam. Ich könnte da viel erzählen…
Mit ihrer Leidenschaft für das Vollblut sind Sie in der Familie nicht einsam geblieben. Beruhigt Sie das?
Heinz Weil: Das ist schon wunderbar. Unsere Tochter Christiane war ja sowieso immer dabei und jetzt sind es auch meine Enkel Marc und Christian. Das kann mich doch nur freuen.
Aber auch im Gestüt ist für die Zukunft gesorgt…
Heinz Weil: Die Begegnung damals mit der Familie Kredel war Zufall und Gnade Gottes zugleich. Unsere Chemie hat immer gestimmt und deshalb ist es auch so gut gelaufen.
Sie haben jegliche Gremien gemieden und vielleicht auch umgekehrt... Ihr Junior-Gestütsleiter Ralf Kredel ist 33 Jahre jung, kennt sich blendend aus, hat die nötige Vor-und Ausbildung, ist international versiert. Der muss doch in die entsprechenden Gremien und darf nicht an den Odenwälder Grenzen verkümmern.
Heinz Weil: Das kostet viel Zeit und Aufwand. Er soll Etzean weiter nach vorn bringen. Nach einer Pause: Obwohl, im Grunde haben Sie ja Recht…
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