Rennstall Wöhler

75.000 Pfund sind eine Menge Geld, doch es dürfte für Anthony Oppenheimer, der an diesem Donnerstag seinen 78. Geburtstag feiert, kein Problem gewesen sein, es aufgebracht zu haben. Schließlich ist er ein Spross der Diamanten-Dynastie, die ihre Geschäfte unter dem Namen De Beers betreibt. 75.000 Pfund, das war die Nachnennungsgebühr für das Investec Derby (Gr. I) in Epsom, das hat Oppenheimer auf den Tisch gelegt, um seinem Hengst Golden Horn die Startberechtigung zu sichern. Denn ursprünglich war dieser nicht genannt worden, schon im Jährlingsalter müssen für dieses Rennen Engagements getätigt werden, wie es einst auch in Deutschland die Regel war. Gut angelegtes Geld, Golden Horn, der aus eigener Zucht stammt, im Hascombe and Valiant Studs der Familie Oppenheimer in der Nähe von Newmarket groß wurde, gewann den Klassiker schlechthin im Rennsport mit großer Autorität.

Es war vor 125.000 Zuschauern – der größten Zahl bei einem Sportereignis in der britischen Geschichte - ein populärer Erfolg, natürlich, weil Golden Horn als Favorit angetreten war, aber auch, da Frankie Dettori im Sattel saß. Der 44jährige hatte das Epsom Derby zuvor erst einmal gewonnen, 2007 mit Authorized (Montjeu), bei seinem damals auch schon 15. Versuch. Seit 2011 hatte er nicht einmal mehr einen Ritt in dem Rennen gehabt. Für Dettori war es in einer unverändert nicht ganz einfachen Phase seiner Karriere ein Sieg mit extrem hohem Stellenwert, das machte er in den vielen Interviews anschließend auch deutlich. Zudem gelang er ihm für John Gosden, 64, mit dem er schon viele Jahre immer wieder zusammenarbeitet. Gosden hatte das Derby zuvor 1997 mit Benny The Dip (Silver Hawk) gewonnen. Abends musste Dettori für Qatar Racing noch in Lingfield auf der Sandbahn antreten – er gewann dort ein Maidenrennen.

Wie gut Golden Horn wirklich ist, werden natürlich die nächsten Starts zeigen. Für das Irische Derby (Gr. I) hat er keine Nennung, es wird für ihn wohl gleich gegen die Älteren gehen. Die Eclipse Stakes (Gr. I) werden ins Auge gefasst. Es war der erst vierte Start für den Cape Cross-Sohn, der als Jährling für 190.000gns. bei Tattersalls keinen Käufer gefunden hatte. Zweijährig gewann er ein Maidenrennen in Nottingham, Mitte April war er in Newmarket in einem Listenrennen über 1800 Meter erfolgreich gewesen. Die Mutter Fleche d’Or ist nicht gelaufen, sie startete in der Zucht jedoch mit einem guten Pferd, Eastern Belle (Champs Elysees) war Listensiegerin. Ende 2012 wurde die Mutter bei Tattersalls für 62.000gns. an das irische Norelands Stud verkauft. 2013 kam eine Tochter von Champs Elysees zur Welt, sie ging bei Goffs 2014 für 150.000 Euro an Steve Parkin, steht bei William Haggas. Im Jährlingsalter ist eine Acclamation-Tochter, aktuell ist Fleche d’Or tragend von Shamardal. Alles Weitere ist dem Pedigree der Woche zu entnehmen.

Cape Cross ist inzwischen 21 Jahre alt, seine Decktaxe im irischen Kildangan Stud lag dieses Jahr bei vergleichsweise günstigen 20.000 Euro. Er ist Vater von jetzt elf Gr. I-Siegern, an der Spitze Sea The Stars und Ouija Board. In Deutschland hat er mit dem Derby Co-Favoriten Karpino einen weiteren prominenten Vertreter des Jahrgangs 2012 auf der Bahn.

Als Deckhengst wird eines Tages natürlich auch Golden Horn aufgestellt. Geht es nach dem Besitzer, dann in England. „Ich würde ihn gerne in der Nähe von Newmarket haben“, erklärte Oppenheimer, „mein eigenes Gestüt ist aber zu klein.“ Er fügte hinzu, dass Golden Horn vermutlich vierjährig nicht mehr im Rennstall bleiben würde.