Storys
Jukebox Jury startet Deckhengstkarriere 2013 im Gestüt Etzean
von Daniel Delius
Quelle: Turf-Times, Ausgabe 245 vom 13.12.2012
Das Gestüt Etzean hat sich in den vergangenen Jahren als höchst erfolgreich erwiesen, wenn es um die Suche nach einem guten Deckhengst ging. Dashing Blade war und ist ein echter Longseller, der noch in dieser Saison im stolzen Alter von 25 Jahren zwanzig Stuten gedeckt hat, Sholokhov war eine Bank, wenn es um volle Bücher ging und Lord of England ist bestens vom Start gekommen und kommerziell ebenfalls etabliert. Dashing Blade steht jedoch inzwischen kurz vor der Rente und bei Sholokhov konnte man einem lukrativen Angebot des Rathbarry Studs, das auch Deckrechte zum Top-Vererber Acclamation enthielt, nicht widerstehen, er wurde nach Irland verkauft.
Die neben Lord of England entstandene Lücke konnte jedoch schnell gefüllt werden, denn kurz vor der "Großen Woche" wurde der über den Agenten Axel Donnerstag zustande gekommene Kauf von Jukebox Jury besiegelt. Er tritt angesichts der Erfolge der Etzeaner Deckhengste in den letzten Jahren natürlich in große Fußstapfen, doch ist die Resonanz zunächst einmal sehr positiv.
Mit den Anfragen und den Buchungen sind wir für diese Jahreszeit sehr zufrieden", berichtet Ralf Kredel vom Gestüt Etzean, "Stuten von führenden deutschen Züchtern, sowie Stuten aus England und Frankreich werden in 2013 den Weg nach Etzean machen. Auch sein Trainer Mark Johnston wird eine Stute zu ihm schicken. Etzean wird Ihn stark unterstützen, so mit der Mutter von Night Magic, mit Majorata, Monbijou, Reem Dubai und der mehrfach Gr.1 platzierten Dominante, um nur einige aufzuführen." Die ersten beiden Teststuten hat Jukebox Jury bereits tragend gemacht.
Die Abstammung
Sein Vater Montjeu (Sadler's Wells) ist in diesem Frühjahr im Alter von 16 Jahren in Coolmore eingegangen, 31 Stuten sind aktuell noch von ihm tragend geworden. Bislang ist er Vater von 58 Gr.-Siegern, 26 davon haben Gr. I-Rennen gewonnen, 24 Hengste und zwei Stuten. Eine ganze Reihe seiner männlichen Nachkommen sind bereits im Gestüt und mit Hurricane Run gibt es einen weiteren Sohn, der neu in Deutschland ist, auch wenn er natürlich schon etwas länger im Geschäft ist und in Bernried dieses Jahr auch schon erfolgreich drei Stuten gedeckt hat. Authorized, Davidoff, Frozen Fire, Honolulu, Montmartre, Motivator, Papal Bull, Pour Moi, Scorpion und Tavistock sind weitere Montjeu-Söhne in der Zucht, nächstes Jahr kommt Fame and Glory hinzu, einige sind in Wartestellung, an der Spitze natürlich Camelot, aber auch St Nicholas Abbey. Das ist schon eine beeindruckende Namensliste.
Jukebox Jury kann aber auch mütterlich Einiges bieten. Er ist Bruder von vier Black Type-Siegern, die teilweise von Hengsten wenig überzeugender Vererbungskraft stammen, was für die Mutter spricht. Zu seinen Geschwistern zählen die Prix Vanteaux (Gr. III) und Athenia Stakes (Gr. III)-Siegerin Belle Allure (Numerous), sowie die Listensieger Pierrot Solaire (Dancing Spree), The Mask (Saint Estephe) und aktueller Le Larron (High Chaparral), Listensieger in Frankreich und mehrfach in Gr.-Rennen über längere Wege platziert. Belle Allure ist 2010 für 375.000 gns. bei Tattersalls an Katsumi Yosida verkauft worden. Ein weiterer Bruder ist der vier Jahre alte Hurricane Higgins (Hurricane Run), der in diesem Jahr die renommierten Goodwood Stakes über 4200m gewonnen hat und Dritter im Doncaster Cup (Gr. III) war. Die Mutter Mare aux Fees, Schwester selbst zu acht Siegern, hat dreijährig ein Rennen über 2000m in Frankreich gewonnen. Die nächste Mutter Feerie Boreale (Irish River) war zweijährig Zweite im Prix d'Aumale (Gr. III) und Dritte im Prix Marcel Boussac (Gr. I), ihre Mutter wiederum ist die mehrfache Gr. III-Siegerin Skelda (La Varende).
So hatte Jukebox Jury durchaus gute Papiere anzubieten, als er am 18. August 2007 seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte, im Auktionsring von Arqana in Deauville. Der von Paul Nataf gezogene Jährling erregte großes Interesse, schließlich bekam der englische Trainer Mark Johnston bei 270.000 € den Zuschlag.
Die Rennlaufbahn
Das Pferd wurde nach einer britischen Musikshow benannt, die von 1957 bis 1967 lief und zeitweise für damalige Verhältnisse erstaunliche zwölf Millionen Zuschauer hatte. Eine Jury hatte über die dargebotenen Songs zu urteilen. 1964 waren sogar die Rolling Stones zu Gast. Es zeichnete sich schon bald ab, dass das Pferd für Besitzer Alain Spence ein Hit war. Zweijährig war er fünfmal am Start, gewann trotz ungünstiger Startnummer gleich beim Debut über 1400m gegen 13 Gegner in Goodwood. Er wurde dann zweimal nach Frankreich geschickt, was auch Sinn machte, denn er war dort besitzerprämienberechtigt. Nach einem vierten Platz in einem Listenrennen belegte er im Prix La Rochette (Gr. III) Rang drei. Interessant ist, dass der damalige Jockey Johnny Murtagh Trainer Mark Johnston anschließend riet, von weiteren Starts bei Jukebox Jury im laufenden Jahr Abstand zu nehmen, ihn zu schonen. Johnston dachte aber anders und sattelte den Schimmel in den Royal Lodge Stakes (Gr. II) in Epsom. Unter Royston Ffrench, der danach sein ständiger Partner werden sollte, gewann er zum Kurs von 8:1 gegen sieben Gegner mit Cityscape an der Spitze. Er wurde dann als Favorit in die mit 15 Pferden ungewöhnlich stark besetzte Racing Post Trophy (Gr. I) nach Doncaster geschickt, fand nach wenig glücklichem Rennverlauf nur Crowded House zu stark und wurde guter Zweiter.
Beste Voraussetzungen also für eine erfolgreiche Dreijährigen-Kampagne, doch dauerte es wegen zweier kleinerer Verletzungen bis Juni, bis er herausgebracht werden konnte und erst im August, beim dritten Saisonstart in den Rose of Lancaster Stakes (Gr. III) in Haydock, verdiente er bei seinem Sieg über 2000m gegen Campanologist sein erstes Geld. Zuvor war er immerhin solider Sechster in den von Sea the Stars gewonnenen Eclipse Stakes (Gr. I) gewesen.
Im Spätsommer lief er aber noch zu großer Form auf, auch wenn es stets ungewöhnlich knappe Entscheidungen waren. Er gewann den Grand Prix de Deauville (Gr. II) und den Preis von Europa (Gr. I) jeweils mit einer Nase-Vorsprung, in Köln setzte er sich in einem packenden Finish gegen den Dettori-Ritt Eastern Anthem durch. Drei Wochen später beendete er die Saison mit einem respektablen zweiten Platz im Canadian International (Gr. I) in Woodbine hinter Champs Elysees.
Vierjährig war er im Dubai Sheema Classic (Gr. I) in Meydan keine Chance, doch zeigte er sich von diesem Ausflug unbeeindruckt und gewann beim zweiten Jahresstart die Jockey Club Stakes (Gr. II) über 2400m in Newmarket. Diese Form konnte er bei den weiteren Auftritten im Coronation Cup (Gr. I), den Hardwicke Stakes (Gr. II) und auch im von Campanologist gewonnenen Großen Preis von Lotto Hamburg (Gr. I) nicht wiederholen, dort wurde er Vierter.
Ihm wurde danach eine längere Pause verordnet, er bekam einen Koppelaufenthalt und es dauerte seine Zeit, bis er im Rennstall wieder Tritt fasste. Doch wer ihn bereits abgeschrieben hatte, sah sich 2011 getäuscht. Es ging mit einem Sieg in den Fred Archer Stakes, einem Listenrennen über 2400m in Newmarket im Juni los, gefolgt von Rang drei in den Glorious Stakes (Gr. III) in Goodwood.
Der Prix Kergorlay (Gr. II) anschließend in Deauville über 3000m war sein erster Versuch oberhalb der Derbydistanz, es war ein voller Erfolg, den unter Neil Callan setzte er sich in einem starken Feld, in dem u.a. Kasbah Bliss, Red Cadeaux und Americain waren, sicher durch. Es folgte ein Start im Irish St. Leger (Gr. I), in dem er erstmals seit seinen Zweijährigen-Tagen wieder Johnny Murtagh anvertraut war. In einer epischen Schlacht kam er zusammen mit Duncan in totem Rennen auf Platz eins ein, deutlich vor Red Cadeaux und Fame and Glory. Jukebox Jury zeigte einmal seinen enormen Kampfgeist, gab sich nie geschlagen. Seinen finalen Start absolvierte er im Melbourne Cup (Gr. I), wo er zum Kurs von 16:1 im 23köpfigen Feld zum erweiterten Favoritenkreis gehörte. Doch zog er sich in dem von Dunaden gegen Red Cadeaux und Lucas Cranach gewonnenen Rennen eine Knochenfraktur zu, weswegen er chancenlos war. Trotz aller Bemühungen konnte er in diesem Jahr nicht mehr herausgebracht werden.
Jukebox Jury lief nahezu ausschließlich auf festem und gutem Boden. Eine Ausnahme war das Irish St. Leger, bei dem der Boden durchlässig war, was er problemlos bewältigen könnte. Nach Rennleistungen und Papieren spricht absolut nichts gegen eine erfolgreiche Deckhengstkarriere.