Rennstall Wöhler

Der viel gelobte und angeblich so professionelle britische Rennsport ist natürlich auch nicht frei von Fehlern. Vergangenen Oktober hatte Irlands Championtrainer Aidan O’Brien zwei Stuten in die Fillies Mile (Gr. I) per Flieger nach Newmarket geschickt, Mother Earth (Zoffany) und Snowfall (Deep Impact). Nach der Landung nahm aus Corona-Gründen örtliches Personal die Stuten in Empfang, lokale Pferdeführer waren am Werk, sie hatten ihre Schützlinge noch nie gesehen, in den Sattel schwangen sich William Buick und James Doyle, keiner hatte sie vorher geritten. Und so nahm das Unglück seinen Lauf, die Stuten wurden vertauscht. In Zeiten von eingepflanzten Chips zur Erkennung der Pferde ein Unding. Mother Earth wurde unter dem Namen Snowfall Dritte, diese wiederum endete unter anderem Namen unplatziert. Da beide das gleiche Gewicht trugen, ließen die Stewards jedoch Mother Earth ihren dritten Platz. O’Brien, der das Rennen in Irland nur gehört, nicht gesehen hatte, wurde mit einer satten Geldbuße belegt.

Mother Earth hat das ganze Theater nicht geschadet. Sie gewann am Sonntag die 1000 Guineas unter einem sehr angetanen Frankie Dettori als eigentlich zweite Wahl des Stalles, die favorisierte und im Vorfeld enorm gewettete Santa Barbara (Camelot) wurde bei ihrem erst zweiten Start Vierte und flugs zur Favoritin für die Oaks (Gr. I) erkoren.

Mother Earth wird allerdings auf eher kürzeren Strecken bleiben. Die harte Stute war zweijährig bereits achtmal am Start, hatte beim dritten Start die Fillies Sprint Stakes (Gr. III) über 1200 Meter in Naas gewonnen, danach noch einige sehr gute Platzierungen erzielt, so etwa als Zweite im Breeders‘ Cup Juvenile Turf (Gr. I) über die Meile. Für sie wird es jetzt entweder in die Irish 1000 Guineas (Gr. I) oder in die Poule d’Essai des Pouliches (Gr. I) gehen.

150.000 Euro hat sie als Jährling bei Goffs gekostet. Sie ist eine von bisher 21 Gr.-Siegern ihres Vaters Zoffany (Dansili), der zuverlässig Jahr für Jahr bessere Pferde gebracht hat, vor einigen Wochen aber im Alter von erst 13 Jahren in Coolmore eingegangen ist. Von seinen Söhnen ist bisher Washington DC als Deckhengst aufgestellt worden. Die Mutter Many Colours (Green Desert) war Listensiegerin auf dem Curragh, zudem Zweite auf Gr. III-Ebene, listenplatziert war sie zudem in Dubai. Ihre Tochter Night Colours (Night of Thunder) war vorletztes Jahr im Premio Dormello (Gr. III) in Mailand erfolgreich, zwei andere Nachkommen haben gewonnen. Sie ist Schwester von fünf Siegern, ein prominentes Familienmitglied ist der Gr.-Sieger und Deckhengst Dandy Man (Mozart). Dessen Schwester Anthem Alexander (Starspangledbanner) war u.a. in den Queen Mary Stakes (Gr. II) in Royal Ascot erfolgreich.