Ein Renntag, der einem schon nach den ersten zwei Rennen in Dortmund und Hannover den dringenden Wunsch verspüren ließ, gleich wieder heimzufahren und der im Verlauf dann auch noch die Aufregung bot, die keiner braucht.
Als Pandora Pari in den Rennstall kam, war sie das, was der Trainer immer gern als „Herausforderung“ bezeichnet und braucht nicht umsonst heute noch Begleitung an der Startmaschine. Ihre Unarten legte die Stute mit der täglichen Routine Stück für Stück ab aber von Zeit zu Zeit blitzt ihre Lust an Krawall immer noch auf. So wie gestern in Dortmund, wo sie es zielsicher auf die Schienbeine der Dame mit dem Chip-Lasergerät abgesehen hatte oder ihren Reiter Rene Piechulek nicht aufsitzen lassen wollte. Dieser traute dem Braten danach auch nicht mehr so richtig und für Pandora dürfte sich ihr Debüt so angefühlt haben wie ein Canter auf der heimatlichen Bahn. Ihre Vorstellung ist einfach der Tatsache geschuldet, dass Pandora einen anspruchsvolleren Charakter hat und noch Zeit braucht, den Schalter umzulegen. Daheim zeigte sich die Lord of England-Tochter um einiges reifer, sonst hätten wir sie auch nicht laufen lassen.
Mit Bella Sinfonia war dann in Hannover eine weitere Stute am Start, die so ihren ganz eigenen Willen hat, was sie gestern auch sehr eindrücklich unter Beweis stellte. Schon beim Aufgalopp zeigte sie Eddie den Stinkefinger und wollte diesen auch das ganze Rennen über nicht mehr in die Tasche packen. Danach war sie auch weder am tief Luft holen, noch schwitzte sie sonderlich. Es hätte nicht verwundert, hätte Bella auf dem Weg von der Bahn zu den Gastboxen ein Lied gepfiffen. Die junge Dame ist jetzt schon mit allen Wassern gewaschen und nun gilt es, schlauer zu sein als sie oder es nur noch so zu machen, wie es ihr schmeckt.
Während Thelma & Louise an den Stallungen noch ihre Runden drehten, war mit Savoya schon wieder die nächste Lady am Start und nach den zwei vorherigen Ergebnissen wollte man gar nicht mehr richtig hinschauen. Für die Stute war Nina Baltromei mit drei Kilo Erlaubnis verpflichtet worden und man muss sagen, dieser Vorteil wurde von der jungen Reiterin bestens genutzt. Im vorderen Mittelfeld kamen die Beiden in die Gerade rein, schoben sich dann eng an den Rails Meter für Meter nach vorne, wurden dabei immer zwingender und es reichte für einen leichten Sieg. Nach einem etwas schwachen Laufen in Düsseldorf war das wieder die Savoya, die wir kennen.
Lamington war bei seinen letzten Starts nicht immer ganz so glücklich unterwegs aber Kiki Trybuhl meinte, jetzt muss es mal rundlaufen, der Kerl kann ja nicht dauernd Pech haben. Doch, kann er. Wie mittlerweile hinlänglich bekannt, wurde wohl versehentlich die Fehlstart-Sirene ausgelöst. Der Starter rief zwar noch, dass es kein Fehlstart wäre aber a) hat das nicht jeder Reiter gehört und b) kann das auch gar nicht relevant sein. Läutet die Sirene, müssen die Reiter ihre Pferde aufnehmen, ob es nun ein Fehlstart war oder letztendlich dann doch nicht. Eddie hielt Lamington nach Ertönen der Sirene an, ein paar Kollegen waren dabei ihre Pferde ebenfalls aufnehmen aber als sie sahen, dass vorne munter vorwärts geritten wurden, setzten sie nach. Nach langer Beratung wurde das Rennen annulliert, so wie es die Rennordnung vorschreibt. Für die Besitzer, an denen die Kosten für diesen Start hängenbleiben, sehr ärgerlich und natürlich auch für den Sponsor Metallbau Burckhardt GmbH. Einigen Aktiven stieß die Entscheidung sauer auf aber hätte einfach jeder nach dem Ertönen der Sirene angehalten, wäre man erneut in die Startmaschine eingerückt und das Rennen hätte normal gelaufen werden können. Breite Zustimmung fand die Entscheidung allerdings bei den Wettern, da einige Pferde ja erst zeitverzögert ins Geschehen eingriffen und so kein fairer Wettkampf mehr gewährleistet war.
Die Pferde für das 7. Rennen waren schon lange im Führring als immer noch getagt wurde und dann verlegte man die Startzeit auf 17.30Uhr, was bedeutete, dass noch mehr Runden gelaufen werden mussten. Der ein oder andere Führer war nicht zu beneiden denn nicht jedes Pferd nahm die lange Wartezeit gelassen hin. Auch Monika Müller, als Schweizerin die perfekte Ergänzung der Schweizer Farben von Stall Chronos, dürfte heute ihre Muskeln im rechten Arm spüren denn Sommersby hatte ordentlich Gas und wollte ganz offensichtlich schon im Führring der Schnellste sein. Wäre der Fuchs ein Topf, Jozef Bojko wäre sein Deckel und wie auch schon die vier Rennen zuvor, legten die Beiden eine perfekte Vorstellung hin. Sandra Lony und Gerd Moser werden dieses Jahr richtig gute Freunde deutscher Finanzämter – sie zahlen nicht nur für jeden kleinen Furz 19% Mehrwertsteuer als wären sie hier ansässig, sie dürfen auch für jeden Euro Gewinn gleich noch 25% Steuern abdrücken. Gestern konnte dieses Unding allerdings die Freude nicht trüben und die lange Heimfahrt, als Ankunftszeit zeigte das Navi 2.00Uhr, sollte eine sehr freudige gewesen sein. Einziger Wermutstropfen, Sommersby's Betreuerin Anett Keller ist von ihrem Sturz körperlich immer noch angeschlagen aber zumindest kann sie nachmittags an den Stall kommen um ihren Wallach mit Obst und Gemüse zu versorgen.
Es wurde weder gejodelt, noch geschlafen aber ganz so schlecht lief Almenkönig nicht. Unterwegs ein echtes Bummelrennen und als dann doch noch die Post abging, fehlte dem Fuchs einfach die Routine schnell genug den Schalter umzulegen. Als er sich dann endlich sortiert hatte, packte er auch schön an und verpasste den dritten Platz nur knapp. Brav gelaufen.
Ein Phänomen an fast jedem Stall – ginge es nach herumliegenden Jacken, Westen, Schuhen usw. müssten mindesten hundert Leute beschäftigt sein und egal, wen man fragt, die Sachen gehören komischerweise nie jemanden. Gestern sah es dann plötzlich so aus, als würden Helme und Sicherheitswesten für einen Flohmarktverkauf gesammelt aber man war nur auf der Suche nach einer passenden – und mittlerweile vorgeschriebenen - Ausrüstung für den Trainer, der morgen Pandora Pari in die Startmaschine bringen muss. Es war ganz erstaunlich, wie viel Regale und Kisten ganz offensichtlich schon seit Jahren verschiedenste Helme beherbergen und nicht wenig Spinnen sind jetzt heimatlos. Letztendlich wurde man nach zig Anproben bei Eddie Pedroza fündig und so kann das Sparkasse Dortmund - Rennen kommen. Christian Schröder träumte immer von einem Fuchs mit vier weißen Beinen aber keines der Pferde, die er sein eigen nennt, konnte ihm diesen Wunsch erfüllen. Dann entdeckte er auf der letztjährigen Online-Auktion die Lord of England-Tochter aus der Paradise Melody und war sofort verliebt. Pandora – das Geschenk – sollte sie heissen aber der Name war bereits vergeben und so wurde man kreativ. Schröder jun. war auf Klassenfahrt in Paris aber da Pandora Paris nicht ganz so gut gefiel, ließ man einfach das „s“ weg und zack, die war Stute getauft. Morgen wird Pandora nun das erste Mal Seide tragen und uns gefällt sie wirklich gut. Leider wird sie auf familiäre Unterstützung verzichten müssen da die Schröders in Hannover ein Rennen sponsern und dort vor Ort sein werden. Aber wir denken, für Pandora ist auch wichtiger, dass Pia Küppers bei ihr ist, die Beiden sind seit Beginn an ein untrennbares Team.
In Hannover startet man eine Viertelstunde früher und so ist es die Fährhoferin Bella Sinfonia, die im Gehrke Econ - Cup die Zweijährigen-Saison einläutet. Wie auch Pandora Pari eine hübsche Fuchsstute und nicht untalentiert. Für sie braucht man allerdings eine Gebrauchsanweisung, will man nicht jeden zweiten Tag irgendwo abgesetzt werden. Ihre tägliche Reiterin Luisa Berger hat das mittlerweile aber schon ganz gut drauf. Die Stute wirkt noch etwas undurchsichtig. Soll heißen, sie kann gewinnen, sie kann aber ebenso unter ferner liefen einkommen.
Bereits aus der Schweiz angereist sind die Lony-Mosers von Stall Chronos und können morgen den Start von Savoya im Preis des Calenberger Kreditvereins live vor Ort verfolgen. Die Stute wirkte zuletzt etwas mau und so bekam sie danach eine kleine Pause. Mit Nina Baltromei wurde eine Erlaubnisreiterin verpflichtet um es Savoya, im wahrsten Sinne des Wortes, etwas leichter zu machen.
Lamington, für die Interessen von UNIA Racing, hatte beim letzten Start an gleicher Stelle ein „scheiß Rennen“ wie der Trainer meinte und wir hoffen, er ist morgen im Großer Preis der Metallbau Burckhardt GmbH - BBAG Auktionsrennen mit mehr Fortune unterwegs.
Im Preis der VGH Versicherungen gleich nochmal die Farben von Stall Chronos. Never change a winning team und so ist es wieder Jozef Bojko, der Sommersby in dieser Prüfung reitet. Natürlich wird es mit jedem Rennen schwerer aber der sympathische Wallach gewann seine letzten Rennen so leicht, vielleicht geht es morgen gleich nochmal.
Morgen scheint der Tag der Füchse zu sein denn mit Stall Mandarins Almenkönig im pferdewetten.de-Cup kommt gleich nochmal diese Farbe an den Ablauf. Bei ihm schauen wir vorher in die Box – schläft er so entspannt wie in Iffezheim, könnte das ein gutes Omen sein.
Frauenpower am Wochenende.
Der Start von Salve's Secret barg so einige „Untiefen“ aber nichts erinnerte mehr an die Zicke aus Dresden. Nicht nur, dass sie sich schon im Vorfeld wie eine Zuckerpuppe benahm, sie ließ sich auch von Kevin Gately – Dank an ihn für den tollen Job – bereitwillig in die Startmaschine führen und im Rennen zeigte sie eine regelrechte „Leistungsexplosion“. Den letzten Platz vor vier Wochen, der schon fast einer Arbeitsverweigerung glich, nahm Besitzer Charles-Henri de Moussac damals sehr gelassen hin und meinte, lieber richtig Letzter weil irgendwas nicht gepasst hat als wie Fünfter weil halt nicht mehr drin ist. Den Start der Stute wollte er dann eigentlich auch live verfolgen aber auf der Hochzeit seiner Tochter hatte er Brautvater-Stress und konnte sich das Rennen erst später anschauen. Dann aber eben auch mit jener wohltuenden Gewissheit, das Ding ist drin. Eddie Pedroza fing bereits kurz vor dem Pfosten an, Salve wieder einzubremsen und das sah alles schon ziemlich cool aus. Aber kein Grund abzuheben, weiter geht es jetzt erstmal im Handicap.
Während der Trainer beim Aerifizieren der Grasbahn mit lediglich 1,5k/mh seine Runden drehte, war die Fährhoferin Wacadia in einem Rennen mit bis zu 60k/mh dann doch schon um einiges schneller unterwegs. Die Stute machte zu Hause einen sehr guten Eindruck aber die längere Pause war eben auch nicht von der Hand zu wischen und so klang die Vorschau etwas verhalten, was ihre Chancen betrifft. Die Art und Weise, wie die Soldier Hollow-Tochter dann aber die gestrige Aufgabe löste, sah schon richtig gut aus. Sie ist für die Auktion bei Arqana im Dezember angemeldet und ihre weiteren Starts bis dahin werden entscheiden, ob sie den Weg dorthin findet oder doch noch nächstes Jahr im Rennstall bleibt.
In der ersten Vorschau für dieses Meeting schrieben wir, es stehe eine heiße Woche bevor und heiß war es in der Tat aber eher nur klimatisch.
Westminster Moon hatte man schon fast abgeschrieben aber dann ackerte er sich doch noch weiter durchs Feld und schnappte sich das letzte Platzgeld. Er lief nicht schlecht aber insgesamt fehlte etwas die Spritzigkeit.
„Lief besser als die Platzierung aussagt“ - etwas, das man zu Hope and Believe sagen kann und sie hat durchaus das Potential in diese Klasse noch hinein zu wachsen.
Wie bei den Menschen auch, kommen Pferde ganz unterschiedlich mit extremer Hitze zurecht. Während Almenkönig in der Box nebenan erstmal gemütlich ein Nickerchen machte, musste Quiara am Tag ihrer Ankunft immer wieder aus der Box geholt und geduscht werden. Sie lief förmlich aus und die Temperaturen haben ihr sicherlich viel Energie gekostet. Natürlich hätte man gern gewonnen aber unter diesen Umständen geht das Laufen in Ordnung.
Nachwuchsreiter Konstantin Phillip hatte gut zugehört und servierte Almenkönig genau das Rennen, das sich der Trainer für den Wallach gewünscht hatte. Oder er lief einfach so schnell weil er das laute Anfeuern seiner Züchterin Yasmin Almenräder - die vor jedem seiner Starts ganz fürchterlich aufgeregt ist - im Ohr hatte. Wie auch immer, dieser Sieg hat allen vor Ort so viel Spaß gemacht als wäre es ein richtig großes Rennen gewesen.
Gleich nach dem Start zeichnete sich ab, dass es ein Bummelrennen geben würde und so orientierte sich Eddie Pedroza schon früh nach außen um dann auch gleich das Zepter ganz an sich zu reißen. Night of Laki's schien sich an der Spitze sehr wohl zu fühlen und konnte dann auch ziemlich leicht endlich ihre Maidenschaft ablegen. Wegen der Distanz waren wir uns nicht ganz sicher aber diese Frage hat sich jetzt geklärt.
Olympia war leider eine von denen, die die Hitze nicht ganz so gut ab konnten und blieb auch nach einem nicht ganz so optimalen Rennverlauf unter ihren Möglichkeiten. De La Luna, dieses kleine 380kg-Wesen mit dem Herzen einer Löwin hatte leider das Rennen über immer die Nase im Wind und schlug sich trotzdem sehr wacker.
Abgesehen davon, dass Moonlight Touch nicht den Rennverlauf hatte, den man sich gewünscht hätte, sah das auch nicht nach den guten Arbeitsleistungen aus, die er zu Hause gezeigt hatte.
Roaa im Listenrennen aufzubieten war ein Versuch aber abgesehen davon, dass die zierliche Stute mit ihrer gängigen Art unterwegs schon viel Energie ließ, scheint das auch nicht ihre Hausnummer zu sein. Ende der Woche wird sie nun leider den Rennstall verlassen und in England zur Auktion gehen.
Auf Mathayl waren wir alle sehr gespannt. Sie hat auf jeden Fall Talent, ist aber eben auch noch sehr unausgegoren. Die Art und Weise, wie sie sich dann aber von einem scheinbar schon verlorenen Posten noch mit viel Vehemenz nach vorne rackerte, hat uns ausgesprochen gut gefallen. Und als wenn sie dies gespürt hätte, zeigte sie sich nach dem Rennen auch äußerst zufrieden mit sich selbst.
Ebenfalls gefallen hat uns das Laufen von Spanish Eyes. Für sie könnte der Boden einen Tick elastischer sein und die Strecke etwas kürzer.
Koffi Esprit gibt weiterhin Rätsel auf. Wirkte sie in den vergangenen Rennen nur immer als wäre sie gar nicht richtig anwesend, blieb Koffi dieses Mal sogar einfach stehen als sich die Boxentüren öffneten. Hätte Eddie die Stute nicht energisch aufgefordert abzuspringen, würde sie wahrscheinlich heute noch dort stehen. Das nächste probieren wir es mit Scheuklappen.